Dienstag, 4. Februar 2020

Neue Unterlagen im Waldkindergarten Vlotho


Neue Unterlagen zeigen: Probleme im Waldkindergarten viel gravierender als bisher bekannt.
Fachberater des Paritätischen gibt an „Der alte Vorstand hat alles richtig gemacht“. Kreisjugendamt schreitet ein und verlangt ein Konzept zur Sicherstellung der Aufsichtspflicht.
In den vergangenen Tagen sind uns verschiedene Unterlagen geschickt worden. Dabei handelt es sich um Mails von Eltern, so wie Memos. Aus diesen geht hervor, dass die Probleme im Waldkindergarten wesentlich größer waren und sind als bisher bekannt. In den Monaten nach der Eröffnung meldeten mehrere Eltern ihre Kinder wieder ab.
Sehr interessant ist das Protokoll einer Stellungnahme des Fachberaters des Paritätischen Herrn Fette. Die Fachberatung wird dem Vorstand von Trägern der freien Jugendhilfe vom Jugendamt zur Seite gestellt um diesen zu beraten. Bei einem Vortrag vor Eltern des Waldkindergartens am 21.3.2019 gibt der Fachberater folgendes Statement ab:
Die Beweggründe der Kündigung der Kitaleitung seien nachvollziehbar gewesen. Der Vorstand, der ja ehrenamtlich tätig ist, hat alles richtig gemacht. Er habe sich an die Fachberatung des Paritätischen gewandt. Er habe sich rechtlich von einem Anwalt beraten lassen und er habe sogar die Kündigung von einem Fachanwalt für Arbeitsrecht anfertigen lassen. Mehr und besser kann es ein Vorstand nicht machen.
Auf den Einwand einiger Eltern man sei doch mit der Kitaleitung zum Schluss ganz gut klar gekommen nennt der Fachberater ein klares Beispiel:
Wenn jemand mit Kindern gut klar kommt, aber z.B. ein Alkoholproblem habe, dann muss der Vorstand handeln. Dann ist das egal wie gut er mit Kindern klar kommt. Passiert etwas hafte der Vorstand.

Mails
Immer wieder taucht in diversen Mails der Vorwurf auf, dass die Aufsichtspflicht nicht ordnungsgemäß erfüllt werde. Mehrmals kam es vor, dass Kinder „verloren gingen“. In einer sehr einprägsamen Mail berichtet eine Mutter sehr konkret, wie sie ihr Kind total durchnässt und unterkühlt im Waldkindergarten vorgefunden hätte. Die Aussage, das Kind wollte ja nicht in den Bauwagen und man dürfe aus Gründen der Partizipation ein Kind nicht zwingen, konnte diese Mutter nicht nach vollziehen. Insgesamt sechs Stunden hätte sie gebraucht, bis das frierende Kind wieder aufgewärmt war. Er erkrankte dann wohl anschließend an einem starken Husten, so dass die Eltern Angst bekamen, das Kind könne eine Lungenentzündung bekommen.
Eine weitere Aussage gibt hier schon zu Denken. „Die Kinder stehen meist alleine herum und weinen. Am letzten Tag unseres Kindes haben 80 % der Kinder geweint. Keiner kümmerte sich so richtig“
Auch im Februar vergangenen Jahres gingen die Beschwerden weiter. Eine andere Mutter schreibt, dass endlich etwas geschehen muss, weil die derzeitige Situation zu Lasten der Kinder und Familien gehe.

Nach Durchsicht dieser Unterlagen und Mails ist es nachvollziehbar, dass der damalige Vorstand die Leitung des Waldkindergartens gekündigt hatte.

Warum der neu gewählte Vorstand die gleiche Kitaleitung allerdings wieder eingestellt hat, ist nicht nachvollziehbar. Es scheint keinem der Vorstandsmitglieder bewusst zu sein, dass sie als Vorstand für eine Entscheidung verantwortlich sind und gegebenenfalls auch haftbar.

Kreisjugendamt fordert Erklärung
Nach der Wiedereröffnung des Waldkindergartens und nachdem der neue Vorstand die bereits gekündigte Kitaleitung wieder eingestellt hatte, kam es mit einem neuen Kind prompt wieder zu einem ähnlichen Vorfall. Die Eltern meldeten ihr Kind daraufhin am dritten Tag wieder ab. Die Mutter informierte das Kreisjugendamt, welches dann auch umgehend agierte. In einem Schreiben, das uns vorliegt schreibt das Kreisjugendamt unter Anderem; „ Es hat oberste Priorität, dass der Träger seiner Aufsichtspflicht jederzeit nachkommt. Die Waldkita wird sich erklären müssen, wie die Erzieher die Aufsichtspflicht zukünftig sicherstellen werden „

Diese ungewöhnlich klare Aussage der Aufsichtsbehörde zeigt, wie ernst dort inzwischen die Probleme des Waldkindergartens genommen werden.
Ob dieser Zaun zukünftig ein Weglaufen der Kinder verhindert bleibt abzuwarten. Auch ob dem Kreisjugendamt diese Maßnahme ausreicht ist fraglich

Über die Lösung, wie man zukünftig der Aufsichtspflicht nachkommen will kann vorerst nur spekuliert werden. Um zu verhindern, dass wieder Kinder ausbüchsen wurde anscheinend ein Zaun hinter dem Bauwagen aufgebaut. Ob sich das Kreisjugendamt damit jedoch zufrieden gibt bleibt abzuwarten.

Betriebserlaubnis nur unter strengen Auflagen
Schon bei der Besprechung zur Wiedereröffnung am 21.7.2019 empfahl der Fachberater des Paritätischen, erst mal Ruhe in den Verein zu bringen und nicht gleich wieder zu eröffnen. Auch das Landesjugendamt weigerte sich anfangs die ruhende Betriebserlaubnis wieder frei zu geben.
Nur aufgrund des Drucks der von den Eltern und der Kommune ausging, die auf den Kitaplatz Mangel hinwiesen wurde die Betriebserlaubnis unter strengen Auflagen wieder frei gegeben. Nach den neuerlichen Vorfällen scheint die Betriebserlaubnis jedoch wieder in Gefahr.

Auch nahmen die Behördenvertreter den neuen Vorstand in die Pflicht, sich an bestehendes Vereinsrecht zu halten. Es gäbe nun mal Gesetze und Vorgehensweisen die eingehalten werden müssten. Solche Aktionen, wie eine heimliche Mitgliederversammlung mit einem Teil der Mitglieder abzuhalten um im Geheimen das Vereinsregister zu manipulieren ginge nicht. Man habe sich die Unterlagen des Vereinsregisters angeschaut, und der ehemalige 1. Vorsitzende und der Kassierer haben sich strikt an das Gesetz gehalten. Das ordnungsgemäße Durchführen einer Mitgliederversammlung dauere dann eben seine Zeit. Den Vorstand mit einer Flut an gerichtlichen Anträgen zu überhäufen, oder mit Beleidigungen, die dazu führten, dass ein Vorstandsmitglied Unterlassungsklage beim Amtsgericht Bad Oeynhausen einreichen musste um das zu unterbinden ginge einfach nicht. Unter solchen Voraussetzungen sei ein Waldkindergarten nicht zu betreiben. Das Einhalten des Vereinsrecht schütze ja auch den Verein, denn es sei ja niemandem geholfen, wenn Abstimmungen am Ende keine Rechtsgültigkeit besäßen. Man solle doch bitte ein Konzept erarbeiten um mit den ehemaligen Vorstandsmitgliedern Frieden zu schließen.

In eigener Sache:
Der Fairness wegen schrieben wir die erste Vorsitzenden des Waldkindergarten Vlotho e.V. Frau Angela Maniscalco an und boten ihr die Möglichkeit, zu den uns vorliegenden Informationen Stellung zu beziehen. Leider erhielten wir keine Antwort.

Kommentar:
Was war das für eine Hetze gegen den alten Vorstand, an dem sich auch die örtliche Presse beteiligt hat. Wöchentlich neue Headlines. „Pfarrer sperrt Gemeindehaus“ oder „Vorstand kündigt Betreuungsverträge“ Dazu einige traurig wirkende Eltern mit dem Schreiben in der Hand. Ganz einprägsam auch noch die Nahaufnahme von der Kündigung mit den Unterschriften und Namen der „bösen“ Vorstandsmitglieder die dieses Schreiben unterzeichnet haben und die der alten Kitaleitung gekündigt haben. Und auch die Überschrift „Vorstand droht mit Polizei.“ war doch der Aufreger in Vlotho.
Nach der Wiedereröffnung kommen jedoch immer neue Details ans Licht, die einen ganz anderen Eindruck hinterlassen. Dem alten Vorstand lag daran, dass keinem Kind etwas passiert. Offenbar hat man erkannt, dass die Sicherheit der Kinder unter den vorherrschenden Bedingungen nicht gewährleistet werden konnte und musste dann einige schmerzhafte Entscheidungen treffen. Dem neu gewählten Vorstand hätte klar sein müssen, dass bei einem „Weiter so“ die Probleme nicht gelöst sind. Ganz im Gegenteil. Trotz strengster Auflagen richtet der neue Vorstand alles wieder so ein wie es vorher war. Das ging gründlich in die Hose und nun ist auch das Kreisjugendamt in Alarmstellung. Ob dem Waldkindergarten die Betriebserlaubnis erhalten bleibt muss abgewartet werden. Anstatt einen Rachefeldzug gegen die alten Vorstandsmitglieder zu führen und Rechtsstreitigkeiten mit Google wegen Negativbewertungen vom Zaun zu brechen, hätte man konstruktiv an Lösungen und Konzepten arbeiten sollen.